Menschen mit Behinderung im Olympiadorf

Bemerkenswert ist, dass das Olympiadorf bereits vor 50 Jahren behindertengerecht geplant wurde. Die Trennung von Autos und Fußgängern in eine unter- und oberirdische Verkehrsebene hat das Olympiadorf zu einem menschenfreundlichen Ort gemacht, dessen ausgedehnte Fußwege und Grünflächen Begegnungsstätten und Orte der Kommunikation auch für die Menschen mit Behinderung sind. Man kennt sich im Dorf, das starke Wir-Gefühl ist Ergebnis der Architektur, mit der der Erbauer Erwin Heinle absichtlich einen Kontrapunkt setzte zur „Unwirtlichkeit der Städte“ in den 60-iger Jahren. 

Dem Antrag der Grünen „München gut zu Fuß unterwegs III – Barrierefreiheit konsequent umsetzen“ vom 31.01.2020 (weitere Infos unten auf dieser Seite) an Herrn Oberbürgermeister Dieter Reiter Rathaus ist im Olympiadorf bereits vor 50 Jahren entsprochen worden.

Aber nicht nur die Trennung der Fußgänger vom Autoverkehr, sondern auch die behindertengerechte Planung mit Rampen und stufenfreien Hauseingängen machen das Olympiadorf zu einem Vorreiter für behindertengerechtes Wohnen

Das hat dazu geführt, dass sich das Dorf zu einem beliebten Wohnort für Menschen mit Behinderung und Behinderten-Einrichtungen (Pfennigparade) entwickelt hat  – Rollstuhlfahre gehören sozusagen zum „Dorfbild“ dazu. 

Bericht aus dem Alltag von Antonia Ziegler – einer Rollstuhlfahrerin und Bewohnerin einer der WG´s der Pfennigparade (Download 35 KB)

Rollstuhlfahrerin - Skizze von Rainer Schoder
Rollstuhlfahrerin - Skizze von Rainer Schoder

Der Sozialraum Olympiadorf bietet für alle Menschen, mit und ohne Behinderungen, viele Vorteile. Die Stiftung Pfennigparade ist bereits seit den 70er Jahren im Olympischen Dorf etabliert. Die EIG interviewte den zuständigen Wohnbereichsleiter der Pfennigparade, Herrn Würth, über die Tätigkeit der Pfennigparade. Seit 2004 leitet er die Wohngruppen, die über alle vier Straßen im Olympischen Dorf verteilt sind. Er kennt die Situation für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sehr genau: „Manche Baulichkeiten seien nicht optimal: die Rampen sind teilweise zu steil, es fehlen Handläufe an Aufgängen, die Aufzüge sind zu schmal und die Aufzugstüren gehen zum Teil nicht von selbst auf (…)“. Der Standort ist jedoch sehr beliebt bei den Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen der Pfennigparade. Die Trennung von Fuß- und Parkebene, die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und der hohe Freizeitcharakter mit Sportereignissen, Parkanlagen, Konzerten bzw. dem Olympiaeinkaufszentrum prägen den Sozialraum.

Rollstuhlfahrer - Skizze von Rainer Schoder

Wohnraum für Menschen mit Behinderung im Olympiadorf (WG´s der Pfennigparade):

Derzeit leben in den Außenwohngruppen der Pfennigparade, VIVO GmbH hier im Olympiadorf 39 volljährige Menschen mit körperlicher Behinderung und / oder einer Autismus-Spektrums-Störung. Als Wohnsettings bietet die Pfennigparade Zweier- oder Dreier-WGs und Einzelappartements an. Jede Wohngruppe hat ihr eigenes interdisziplinäres Betreuerteam.

2019: Die neue Wohngruppe für Menschen im Autismus-Spektrum im Olympiadorf:

Für die Mitarbeitenden der Pfennigparade hat sich seit September 2019 eine neue Herausforderung ergeben. Neben der Betreuung von körperbehinderten Menschen hat im Olympischen Dorf eine Wohngruppe für Menschen im Autismus-Spektrum eröffnet. Ihre besonderen Begabungen und ihre Einschränkungen sind vielseitig und teilweise sehr individuell verschieden. Dort wird mit dem TEACCH-Programm als erfolgreiches Förderprogramm Autismus-spezifisch gearbeitet unter der Aufsicht von Fachkräften, die entsprechende Weiterbildungen besuchen. Gerade der kleinräumige, ruhige und dezentrale Standort hier kommt diesen Menschen sehr zu Gute.

Behindertenbeauftragter: Leider gibt es keinen Behindertenbeauftragten für das Olympiadorf. Zuständig, als Behindertenbeauftragter und Ansprechpartner für alle Münchner Bürger*innen mit Behinderungen und ihren Angehörigen, ist Herr Oswald Utz. Er soll helfen, die Integration und selbstbestimmte Lebensführung von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Dazu vertritt er die Interessen von Menschen mit Behinderungen in der Zusammenarbeit mit und gegenüber Bürger*innen, Arbeitgeber*innen, Vereinen und Organisationen, den Sozialverbänden, den städtischen Referaten und der Politik.

Fazit: Das Olympiadorf München scheint ein „fast“ idealer Ort zu sein mit hohem inklusiven Charakter, in dem Menschen mit Behinderungen gut wohnen und sich entwickeln können.

„Der Dorfbote“, das Nachbarschaftsmagazin des Olympiadorfes, hat mehrfach das Thema „Menschen mit Behinderung“ aufgegriffen:

Infos und nützliche Links:

Das Baureferat / die Stadtverwaltung entwickelt in Abstimmung mit dem Behindertenbeirat und dem Seniorenbeirat sowie der MVG neue Musterlösungen für eine barrierefreie Ausgestaltung von Straßenübergängen, ÖPNV-Haltestellen und niveaugleichen verkehrsberuhigten Zonen.

Begründung: Die in München angewandten Standardlösungen für die Ausgestaltung von Barrierefreiheit sollten überprüft werden. Die Ausführung von Übergängen mit 3-cm-Kante führen für Rollstühle und Rollatoren, aber auch für Kinder mit Rollern und Rädern zu Gefahrenstellen. Viele Städte, wie z.B. Innsbruck, haben gute Lösungen entwickelt, solche Übergänge ohne diese Schwelle auszuführen und gleichzeitig die taktile Lösung für Sehbehinderte und die Entwässerung zu integrieren. Auch die ÖPNV-Haltestellen sollen auf den Prüfstand gestellt werden.

Die für viele Bereiche der Stadt vorgesehene Prüfung von unterschiedlichen Formen der Verkehrsberuhigung – Fußgängerzone, verkehrsberuhigte Bereiche, verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche, temporäre Umnutzungen – benötigen als Grundlage einen möglichst niveaugleichen Straßenraum. Hier gilt es, Musterlösungen für Straßenräume, integrierte Möblierungs- oder Baumzonen und auch für die Führung von Trambahnen und die Integration von Haltestellen zu entwickeln. Zu diesem Zweck können Musterflächen wie in Freising angelegt, Studierende in die Lösungsfindung integriert oder für einen Straßenzug ein Wettbewerb ausgeschrieben werden – vergleichbar dem Prozess in der SlovenskaStraße in Ljubljana.

Fraktion Die Grünen – Rosa Liste

Initiative: Anna Hanusch, Paul Bickelbacher, Katrin Habenschaden, Herbert Danner, Sabine Nallinger. Mitglieder des Stadtrates

Der Behindertenbeauftragte stellt auf seinem barrierefreien Internetauftritt: www.bb-m.info, u.a. sich selbst und seine Arbeit als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter vor. In den Rubriken Beratung, München barrierefrei, rechtliche Grundlagen, einem Downloadbereich und nützlichen Links stehen hilfreiche Informationen für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung.

Unter dem Bereich Beratung finden Sie viele Anlaufstellen in München. Beispielsweise das Angebot der unabhängigen Teilhabeberatungen / EUTB. Unter Downloads & Links finden Sie Anträge und Broschüren die für Menschen mit Behinderungen nützlich sind. Darunter z. B. die Anträge auf Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises oder auf Befreiung von der GEZ Gebühr .

Im Büro des Behindertenbeauftragten ist auch die Fachstelle für Beratung & Antidiskriminierung für Menschen mit Behinderungen angesiedelt.

Oswald Utz: Tel.: 089 233-24452

Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Büro des ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten

Burgstr. 4, 80331 München

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9:30 bis 15 Uhr, Termine zur persönlichen Beratung bitte vorab telefonisch vereinbaren. Ausstattung / Barrierefreiheit: Behindertenparkplätze vorhanden, Burgstraße und Sparkassenstraße

Wohnen im Alter und bei Behinderung

  • Präventive Hausbesuche
  • Fachstelle Wohnberatung in Bayern
  • Kompetenzzentrum Barrierefreies Wohnen

https://www.verein-stadtteilarbeit.de/wohnen-im-alter.html

Konrad-Zuse-Platz 11 (1. Stock), 81829 München

Tel.: 089 35 70 43-0, Fax: 089 35 70 43-29

Ansprechpartner/Innen:

  • Michael Schrauth: Tel. 089/35 70 43-0
  • Lara Kugler: Tel.: 089 35 70 43-0 oder 089 35 70 43-11
  • Inna Ponizovskaya: Tel.: 089 35 70 43-10

Barrierefreies Wohnen ist für viele Menschen, die von Mobilitäts- oder anderen Einschränkungen betroffen sind, von lebenswichtiger Bedeutung. Die Landeshauptstadt München und der Verein Stadtteilarbeit haben deshalb die Ausstellung „Barrierefreies Wohnen“ im Kompetenzzentrum am Messegelände, Konrad-Zuse-Platz 11, ins Leben gerufen. Dort können sich alle Betroffenen ab sofort umsehen und beraten lassen, welche Möglichkeiten es gibt, das eigene Heim barrierefrei umbauen zu lassen, um den Alltag zu erleichtern.

Bürgermeisterin Verena Dietl: „Menschen mit gesundheitlichen oder altersbedingten Einschränkungen sollen möglichst lange im eigenen häuslichen Umfeld wohnen bleiben und ihren Alltag eigenständig bewältigen können. Die Ausstellung Barrierefreies Wohnen präsentiert hier anschaulich, welche Umbaumöglichkeiten oder einfache Hilfsmittel es gibt, um zum Beispiel Stufen zu überwinden oder Alltagstätigkeiten wie Duschen barrierefrei zu bewältigen. Damit schaffen wir in der Landeshauptstadt München ein weiteres inklusives Angebot, Betroffenen individuelle häusliche Lösungen zu demonstrieren, um ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.“

Mit zunehmenden Alter oder bei einer Behinderung wird Barrierefreies Wohnen zu einem zentralen Thema. Rund 17 Prozent der Münchner Stadtbevölkerung bzw. rund 270.000 Menschen sind älter als 64 Jahre, rund 171.500 Menschen leben mit einem Grad der Behinderung von mindestens 20 Prozent, rund 118.700 sogar mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. Gerade vor dem Hintergrund der knappen Wohnraumsituation in München sind individuelle Lösungen bei zunehmender Mobilitäts- oder Sinneseinschränkung besonders gefragt. Wenn Wohnraum bedarfsgerecht umgebaut werden kann, bleibt ein aufwändiger Umzug in eine andere Wohnung erspart. Dafür ist das Kompetenzzentrum konzipiert worden. Interessierte können sich hier informieren und persönlich beraten lassen, welche Möglichkeiten im Einzelfall sinnvoll sind. Die Ausstellung hilft den Betroffenen dabei, verschiedene Modelle zu besichtigen und gegebenenfalls selbst auszuprobieren….

Die Ausstellung ist jeweils Montag und Freitag von 10 bis 14 Uhr, Mittwoch von 15 bis 19 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie ist der Besuch derzeit nur mit Anmeldung möglich, telefonisch unter 357043-0 und per E-Mail an info@komz-wohnen.de.

Weitere Informationen finden sich unter www.komz-wohnen.de.

Der Behinderten-Beirat der Stadt München hat einen Wegweiser veröffentlicht

Barrierefrei durch München – Ein Wegweiser für Touristen und Einheimische

Die Pfennigparade entstand nach dem 2.WK als eine frühe Bürgerinitiative zur Hilfe für durch Polio, d.h. Kinderlähmung geschädigte Menschen. 1952 wurde sie zu einem Verein, und eine Spendenaktion von Münchner Abendzeitung und Bayerischem Rundfunk brachte schließlich so viele Gelder ein, dass 1979 eine Stiftung gegründet wurde. Mittlerweile besteht sie aus 15 gemeinnützig agierenden Tochtergesellschaften und einem Verein, die sich alle die professionelle Unterstützung und Förderung von körperlich Behinderten in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Wohnen und Therapie sowie Inklusion und Teilhabe zur Aufgabe gemacht haben. Der Hauptsitz befindet sich in der Barlachstraße südlich des Petuelparks.

Mehr Informationen gibt es unter: www.pfennigparade.de